Rathaus
Der Portogruaro seit über 800 Jahren als Rathaus dienende Bau ist zweifellos das beeindruckendste Wahrzeichen der Stadt, ein besonders schönes Beispiel der hiesigen bürgerlichen Architektur. Das gotische Gebäude, dessen Hauptfassade aus Ziegeln besteht, wurde im Laufe zweier Jahrhunderte errichtet.
Der ältere Teil ist zweifelsfrei der Mittelbau, dessen Fensterbögen in der Belle Etage aufwendig aus Ziegeln gearbeitet sind, während die Fensterumrahmungen in den beiden Seitenteilen aus weißem Naturstein bestehen. Urkunden aus dem 13. Jahrhundert berichten bereits von der ?Loggia del Comune?, dem Gemeindehaus. So erscheint das Errichtungsjahr 1265 plausibel, auf das der Mittelteil von dem Stadthistoriker Antonio Zambaldi datiert wurde.
Infolge des Aufstandes der Barden 1371 geriet der Palast in Brand. Zur Unterdrückung der Unruhen und Wiederherstellung seines Ansehens griff Marquado, der Patriarch von Aquileia, in die Zwistigkeiten ein und genau zu diesem Zeitpunkt - so der Historiker Degani - dürfte die Gemeinde die neue Loggia mit ihrem einzigartigen ghibellinischen Zinnenkranz errichten haben lassen.
Nach soviel Kultur und Geschichte die gute Nachricht: Direkt nebenan ist die Bar Roma, wo man den wirklich bezaubernden Anblick bei einem kühlen Glas Prosecco in aller Ruhe genießen kann.
Die Alten Mühlen
Die Mühlen in der Mitte der Lemene stammen aus dem 12. Jahrhundert. Sie wurden von den Bischöfen von Concordia errichtet, in deren Besitz sie sich bis 1867 befanden. Die Leitung der bischöflichen Mühlen wurde normalerweise an Pächter vergeben, unter denen sich gar nicht so selten auch Frauen befanden. Im 15. Jh. führten die Mühlen 10 Mühlräder, ein Hinweis auf ein bemerkenswertes Geschäftsvolumen. Vielleicht musste man einem großen Bedarf der Bevölkerung an Mehlprodukten nachkommen, da diese ihre eigenen Bedürfnisse nicht ausreichend stillen konnten. Oder man wollte sich von einer Art von Monopol befreien. Wie es auch immer gewesen sein mag, die Erhaltung der Mühlen von S. Andrea - so wurden sie nach der nahegelegenen Kirche genannt - oblag den Bischöfen von Concordia. Zwei von ihnen wollten, wahrscheinlich um die Gesamtheit der von ihnen vorgenommenen Arbeiten zu dokumentieren, ihre Spuren auf Stein hinterlassen, die jedoch heute nicht mehr vorhanden sind. Überliefert sind die Instandsetzungsarbeiten der Mühlen 1477 unter Bischof Antonio Feletto und 1755 unter Bischof Jacopo Maria Erizzo. Nach der Angliederung Venedigs ans Italienische Reich 1866 wurden per Gesetz viele kirchliche Besitzungen als Staatsbesitz eingezogen, so auch 1867 die Mühlen von S. Andrea. Danach wurden sie 1870 zum Preis von 50.000 Lire versteigert. 1914 erwarb sie Giancarlo Stucky, der Besitzer der gleichnamigen Mühlen in Venedig. Nach weiteren Wechseln gelangten sie schließlich 1928 in den Besitz der Genossenschaft von Lugugnana. Nach mehr als 700 Jahren wurden die Mühlen stillgelegt. 1970 erwarb sie die Gemeinde von Portogruaro. Aber diese alten Betriebe, stumme Zeugen so vieler historischer Ereignisse, waren natürlich sehr baufällig. Anfang der Achziger Jahre rettete das beherzte Einschreiten des Ministers für Kulturgüter und Umwelt die Mühlen vor dem bevorstehenden Verfall. Die zuletzt unternommenen Arbeiten wurden teils vom Ministerium teils von der Gemeindeverwaltung geleistet und 1993 abgeschlossen. So konnte wieder die Stadtgalerie für zeitgenössische Kunst ?Ai Molini? mit Sitz in jenen Mühlen eröffnet werden, in denen sie bereits in den Nachkriegsjahren erfolgreich tätig war.
Villa Bergamasco
Das Errichtungsdatum der Villa nicht bekannt. Weil sie aber Guglielmo de Grigis da Alzano, il Bergamasco (1480?-1550), zugeschrieben wird, dürfte sie wohl in der Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut worden sein. Guglielmo war nicht nur in Venedig tätig, wohin er gezogen war - Bergamo gehörte zum venezianischen Herrschaftsbereich - sondern auch in Padua, Treviso und Portogruaro.
Dieser schöne Renaissance-Palast wurde von Antonio Frattina in Auftrag gegeben. Die Fassade der Villa mißt 35,50 Meter, ihre Tiefe beträgt 25 Meter und ihre Höhe 14,50 Meter. Sicher war sie auch wie so viele andere Häuser Portogruaros mit Fresken aus dem Sagenbereich -wie Satyren, Pferde u. Monster -geschmückt, die jedoch leider seit 1893 allesamt verschwunden sind.
In der Eingangshalle der Villa sind seit einiger Zeit drei Büsten aufgestellt. Die von Vittorio Emanuele II., die bei dem Florentiner Bildhauer Fantacchini 1878 vom Gemeinderat in Auftrag gegeben worden war, die von Giuseppe Mazzini, die 1947 von Valentino Turchetto geschaffen wurde, und die von dem Dichter Dichter Fausto Bonò (1832-1890), ein Werk von dem aus Udine stammenden Leonardo Liso aus dem Jahre 1892. Im Laubengang des Gästehauses sehen Sie zwei Marmor-Medaillons von Giuseppe Garibaldi und Camillo Cavour um ca. 1882.
Lustwandelnswert ist auch der schöne und großzügige Park der Villa, der tagsüber stets geöffnet ist.
Al Cavallino
Restaurant Tipp
Nach einem ausgiebigen Bummel durch die sehenswerte Altstadt entspannt es sich hervorragend im Ristorante Al Cavallino (leicht zu finden bei der Porta San Agnese, jeder Einheimische kann Ihnen die Richtung weisen). Hier kann man sich in rustikalem, gemütlich italienischem Ambiente auf das freuen, was einem die einheimische Küche zu bieten hat. (Wir empfehlen an dieser Stelle eine Tagliata con Ruccola e Grana , d.h. ein gut angebratenes Beiritt mit Ruccola und Parmesansplittern. Es gibt in der Tat Gäste, die dort ungelogen seit 6 Jahren nichts anders bestellen als die berühmte Tagliata!)
Dies bedeutet natürlich nicht, daß andere Speisen dort nicht empfehlenswert seien. Köstlich ist vor allem auch die hausgemachte Petto d'anitra, Entenbrust, vorzüglich mit einer Salsa di Balsamico; oder die in der Gegend einschlägig bekannten Cape lunghe (gibt's in den kälteren Jahreszeiten)... Jedenfalls werden Sie nicht enttäuscht sein - ebensowenig wie die Einheimischen, die hier gerne verkehren. Und vergessen Sie nicht, Franco, den Wirt, von meineAdria.com zu grüßen. Dann drückt er auch bei der Rechnung ein Auge zu ;) .. und eine der köstlichen, von Mama original hausgemachten Süßspeisen zu kosten!!!
Öffnungszeiten
Al Cavallino
Adresse | Trattoria Al Cavallino Borgo S. Agnese, 6 30026 Portogruaro (VE) |
Telefon | +39 0421 73096 |
Ruhetag | Dienstag |
Anfahrt | Fragen Sie einen Einheimischen oder Ihr GPS nach der Porta Sant Agnese. 10 Meter davor (von ausserhalb der Stadtmauern gesehen) ist es schon. |
Dom
An Stelle einer romanischen Kirche wurde dieser Dom in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts errichtet.
Von diesem Vorgängerbau ist nur mehr der schlanke, schiefe Turm erhalten, dessen Obergeschoß an allen vier Seiten durch Drillingsfenster durchbrochen ist. Die darüber befindliche oktogonale Glockenkammer hingegen wird mittels Zwillingsfenstern gegliedert und von einer spitzen Turmhaube bekrönt.
In einer Nische an der Außenmauer der Apsis des Domes befindet sich eine Madonna mit dem Kind, eine schöne Marmorgruppe aus dem 14. Jahrhundert. Der dreischiffige, schlichte Innenraum der Kirche zum Hl. Andreas endet in einem langen Presbyterium. Sehenswerte Kunstwerke sind ?das letzte Abendmahl? über dem Hauteingang, das Pietro Muttoni zugeschrieben wird,?der Hl.Rochus? von Antonio Carneo auf dem 2. Altar rechts und die Auferstehung aus der Schule von Palma il Giovane auf dem 4. rechten Altar.
Das zentrale Ölgemälde in der Apsis zeigt ?die Vorstellung Jesus? im Tempel? von Giovanni di Martino. Das linke Bild im Presbyterium stellt ?das Hl. Gespräch? von Pomponio Amalteo da, von dem auch die rechten und die letzten zwei linken Tafeln auf dem Chorgestühls stammen, während die erste Tafel links ?das letzte Abendmahl? Gregorio Lazzarini zugeschrieben wird.
Erwähnenswert ist auch noch das Ölgemälde Madonna delle Grazie von Pietro Damini auf dem dritten Altar im linken Seitenschiff.
Brunnen von Pilacorte
Linker Hand vom Rathaus Portogruaro steht auf einem achteckigen Sockel eines der Wahrzeichen von Portogruaro: Der Kranichbrunnen. Er wurde 1494 von Giovanni Antonio Pilacorte gestaltet. An den Außenwänden des oktogonalen Brunnenbeckens sind neben dem Stadtwappen die Wappen von Paolo Contarini und Jacopo Gabriel, die wahrscheinlich Ende des 15. Jahrhunderts Bürgermeister waren, herausgemeißelt. Die beiden Kraniche sind ein Werk von Valentino Turchetto. (Kranich heisst auf ital. Gru, daher der Name Portogruaro, "Kranichhafen"). Ursprünglich stand der Kranichbrunnen nur unweit von seinem heutigen Standort entfernt. Gespeist wird er von einer unterirdischen Zisterne. Von dieser Zisterne berichtet eine Inschrift aus dem Jahre 1598, die sich rechts neben dem Stadtwappen befindet, daß selbige vom Bürgermeister Giovanni Balbi erneuert wurde, um sauberes Wasser zu erhalten. Im 18. Jahrhunderts gelangte der Brunnen auf mysteriös unerklärliche Weise in private Hände. Erst 1908 wurde er anläßlich der Einweihung des öffentlichen Aquädukts an die Gemeinde feierlich zurückgegeben.