Casanova
oder:
Warum er aus den Bleikammern floh und nie über die Seufzerbrücke ging?
Giacomo Casanova (Venedig 1727 : Duchcov 1798), offiziell Sohn von Gaetano Casanova und Zanetta Farussi : wahrscheinlich aber war sein leiblicher Vater der Patrizier Michele Grimani : wäre liebend gern als Adeliger zur Welt gekommen (ja wer denn nicht?).
Wenngleich ihm dieses Glück nicht vergönnt war, wusste er die Gunst der Stunde zu nutzen und schnell zu reagieren, als der adelige Matteo Bragadin in seiner Anwesenheit einen Herzinfarkt bekam: Nur durch Casanovas Eingreifen wurde ihm das Leben gerettet.
Daraufhin schloss Bragadin den jungen Mann wie einen Sohn in sein Herz : und öffnete ihm die Türen zum venezianischen Adel. Da Giacomo mutmaßlich Freimaurer war und zudem eine spektakuläre Liebesbeziehung zu einer wohl adeligen Nonne unterhielt, hielt die Regierung der Seerepublik ein kritisches Auge auf ihn gerichtet : und zitierte ihn in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November 1756 vor das Inquisitionsgericht, vor dem sich in Venedig adelige Angeklagte zu verantworten hatten.
Casanova wurde zu einer langjährigen Haft verurteilt, die er in den Bleikammern, den Gefängniszellen unter dem Dach des Dogenpalastes, dessen Dach mit Blei gedeckt war, verbringen musste. Die Bleikammern waren gewissermaßen die "Luxusgefängniszellen" Venedigs, während das gemeine Volk und die bürgerlichen Gefangen im neuen Gefängnisbau neben dem Dogenpalast und von ihm aus über die Seufzerbrücke zu erreichen, untergebracht war.
Da Casanova allerdings überhaupt nicht daran dachte, die besten Jahre seines Lebens im Gefängnis zu verbringen, organisierte er : was niemand für möglich gehalten hätte - seine spektakuläre Flucht aus den Bleikammern.
Ein Beitrag von Dr. Susanne Kunz Saponaro.